Im Homeoffice zu arbeiten wird immer beliebter. Viele Arbeitnehmer würden gern zumindest einen Teil der Arbeit von zu Hause aus erledigen. Das Internet macht vieles möglich – doch manche Arbeitgeber sträuben sich. Die Große Koalition plant nun ein Recht auf Heimarbeit – zumindest dort, wo es möglich ist.

Gewerkschaften fordern schon länger entsprechende Regelungen. Vor allem für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll das Homeoffice ein wichtiger Baustein sein. Tatsächlich arbeitet das Bundesarbeitsministerium seit einigen Monaten an einem Gesetz, das allen Arbeitnehmern einen Rechtsanspruch auf Homeoffice verschaffen soll – es sei denn, der Arbeitgeber kann belegen, dass genau das aus betrieblichen Gründen nicht möglich ist. Noch in diesem Jahr soll ein Gesetz vorliegen. Eine Umfrage des Redaktions-Netzwerks Deutschland hat ergeben, dass 68 Prozent aller Deutschen dieses Vorhaben grundsätzlich befürworten.

Viele Arbeitgeber sehen das ganze jedoch skeptisch und wünschen sich ihre Mitarbeiter genau dort, wo sie hingehören, auf Ihren Arbeitsplatz, so zum Beispiel Stephan Lenz, Mitglied der Geschäftsführung von Tubex, einem Verpackungsmittelhersteller aus Baden-Württemberg. Lenz sagt: „Wo gearbeitet wird, ist eine Sache zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Da sollte sich der Gesetzgeber nicht einmischen. Das vergiftet nur das Klima in den Betrieben.“ Andere Unternehmen sehen das anders. In der deutschen Vodafone-Zentrale in Düsseldorf gehört der Homeoffice längst zum Arbeitsalltag. Das Unternehmen sagt, es profitiere so von zufriedeneren Mitarbeitern. Und: Es müssen auch weniger Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden. Das spart Kosten.

Aber sinkt die Arbeitseffizienz beim Homeoffice nicht? Schulz, Ingenieur bei Vodafone sagt: „Wenn jemand nicht arbeiten will, schafft er das auch im Büro.“ Bei ihm im Unternehmen gebe es einen regelmäßigen Dialog mit den Vorgesetzten darüber, ob die gesteckten Ziele erreicht worden seien. Egal, wo man arbeite. Schulz glaubt nicht, dass der Arbeitgeber Nachteile habe. Er warnt sogar vor Selbstausbeutung. „Die Gefahr ist groß, dass man zu Hause mit der Arbeit nie Schluss macht und dann auch am Abend noch alle möglichen dienstlichen Dinge nebenbei tut“. Die Wissenschaft gibt ihm Recht. Ein Forscherteam des Stanford-Professors Nicholas Bloom hat die Ergebnisse von 500 Angestellten ausgewertet, die jeweils zur Hälfte zu Hause und zur Hälfte im Betrieb gearbeitet haben. Das Ergebnis: Zu Hause waren die Mitarbeiter um 13,5 Prozent effizienter – sie machten weniger Pausen und waren weniger krank. Obendrein wurden Bürokosten gespart.

Es gibt viele Gründe, warum Menschen im Homeoffice arbeiten. Jedoch fehlt vielen Angestellten, die von Zuhause arbeiten die Nähe zu den Kollegen. So hat beides Vor- und Nachteile. Zu Hause ist Ruhe, aber wenn man eine Sache wirklich dringend klären muss, dann geht das im Büro einfacher und schneller – eben weil der direkte Kontakt zu den Kollegen besteht. Die Vereinbarkeit mit der Familie bleibt, vor allem für die Arbeitnehmer mit Kinder, ein Hauptgrund für Homeoffice.

Stanford-Professor Bloom hält zwei von fünf Tagen Heimarbeit für das optimale Maß. Betriebsräte in Unternehmen und Personalräte im öffentlichen Dienst weisen darauf hin, dass Führungskräfte auch extra für das Führen aus der Ferne ausgebildet werden müssten. Sie sagen auch: Es dürfe nicht vom guten Willen des Vorgesetzten abhängig sein, ob jemand von zu Hause aus arbeiten darf. Mancher Abteilungsleiter sperre allein aus Prinzip alle ein. Das spreche für eine gesetzliche Regelung, sagen Arbeitnehmervertreter.